Annotation
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Rocco:
Verhungernd in den Ketten, ertrug er lange Pein,
ihn töten, heißt ihn retten, der Dolch wird ihn befrei’n.
Pizarro:
Er sterb’ in seinen Ketten,
zu kurz war seine Pein!
Sein Tod nur kann mich retten,
dann werd’ ich ruhig sein!
(Sie gehen ab.)
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Leonore:
(tritt in heftiger innerer Bewegung von der anderen Seite auf und sieht den Abgehenden mit steigender Unruhe nach)
Abscheulicher! Wo eilst du hin?
Was hast du vor in wildem Grimme?
Des Mitleids Ruf, der Menschen Stimme,
rührt nichts mehr deinen Tigersinn!
Doch toben auch wie Meereswogen
dir in der Seele Zorn und Wut,
so leuchtet mir ein Farbenbogen,
der hell auf dunkeln Wolken ruht.
Der blickt so still, so friedlich nieder,
der spiegelt alte Zeiten wieder,
und neu besänftigt wallt mein Blut.
Komm, Hoffnung, laß den letzten Stern
der Müden nicht erbleichen!
O Komm, Erhelle mein Ziel,
sei’s noch so fern,
die Liebe wird’s erreichen.
Ich folg’ dem inner’n Triebe,
ich wanke nicht, mich stärkt die Pflicht
der treuen Gattenliebe!
O du, für den ich alles trug,
könnt’ ich zur Stelle dringen,
wo Bösheit dich in Fesseln schlug,
und süßen Trost dir bringen!
Ich folg’ dem inner’n Triebe,
ich wanke nicht, mich stärkt die Pflicht
der treuen Gattenliebe!
(Rocco kommt aus dem Garten, Marzelline aus dem Haus.)
Rocco, ich ersuchte euch schon einigemale, die armen Gefangenen, In unsern Festungsgarten zu lassen. Heute ist das Wetter so schön
Rocco:
Ohne Erlaubnis des Gouverneurs?
Marzelline:
Aber er sprach so lange mit dir. Vielleicht sollst du ihm einen Gefallen tun.
Rocco:
Einen Gefallen? Du hast recht, Marzelline. Jaquino und Fidelio, öffnet die leichteren Gefängnisse. Ich aber gehe zu Pizarro und halte ihn zurück, indem ich für dein Bestes rede.
(Rocco geht ab. Leonore und Jaquino schließen die wohlverwahrten Gefängnistüren auf, ziehen sich dann mit Marzelline in den Hintergrund und beobachten mit Teilnahme die nach und nach auftretenden Gefangenen.)
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Chor Der Gefangenen:
O welche Lust!
In freier Luft den Atem leicht zu heben!
Nur hier, nur hier ist Leben, der Kerker eine Gruft.
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Relationships
composer: | Ludwig van Beethoven (German composer) (in 1814) |
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